"Wir haben zuletzt einige skeptische Stimmen über TTIP gehört, aber ich möchte betonen, dass sich die USA weiterhin voll für diese Verhandlungen engagieren und entschlossen sind, sie zum Erfolg zu führen", sagte der Leiter des US-Verhandlungsteams, Dan Mullaney. "Wir wollen weiter zu einer Vereinbarung kommen, die in unser aller wirtschaftlichem Interesse ist."
EU-Verhandlungsführer Ignacio García-Bercero sagte, durch TTIP entstünden Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Argumente für eine Fortsetzung der Verhandlungen seien "genauso stark wie sie es zu Beginn der Verhandlungen vor drei Jahren waren", sagte García-Bercero. "In dieser unsicheren Welt braucht Europa starke Wirtschaftspartner, um die Globalisierung nach unseren hohen Standards und nach unseren Vorstellungen zu formen."
TTIP soll der Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks einen kräftigen Schub geben, indem Zölle und andere Handelshemmnisse abgebaut werden. Kritiker sehen jedoch Gefahren für Rechtsstaat und Demokratie und befürchten den Abbau europäischer Standards etwa beim Verbraucherschutz. Ein zentraler Streitpunkt ist die Frage privater Schiedsgerichte bei Streitigkeiten mit ausländischen Investoren. Die Bundesregierung dringt auf öffentlich-rechtliche Handelsgerichte, wozu die USA aber nicht bereit sind.
In der EU war die Kritik an TTIP in den vergangenen Monaten lauter geworden. Frankreich und Österreich forderten einen Verhandlungsstopp, Bundeswirtschaftsminister und SPD-ChefSigmar Gabriel erklärte das Abkommen für gescheitert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) distanzierte sich von dieser Äußerung. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström sprach sich trotz wachsenden Widerstands für eine Fortsetzung der Verhandlungen aus. Einen Abschluss in der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama bis 20. Januar hält aber auch sie mittlerweile für unwahrscheinlich.
In den USA sorgen TTIP und das bereits fertig ausgehandelte Pazifik-Freihandelsabkommen TPP für Zündstoff im Präsidentschaftswahlkampf. Der rechtspopulistische KandidatDonald Trump lehnt die Abkommen entschieden ab, er warnt vor einer Vernichtung von Arbeitsplätzen in den USA. Seine demokratische Rivalin Hillary Clinton versprach, nicht an den Abkommen festzuhalten, falls sich herausstelle, dass sie die US-Bürger Jobs kosten.
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