Der Fracking-Poker

In den USA gehen immer mehr Fracking-Unternehmen pleite und bringen ihre Kreditgeber in Bedrängnis. Doch das Kalkül der Saudis, Fracking auszurotten, wird nicht aufgehen. Die nächsten Zocker warten schon.


Saudi-Arabien scheint seinen Zielen näher zu kommen. Dank der ungedrosselten Ölproduktion bleibt der Ölpreis niedrig, sodass der Erzfeind Iran - trotz steigender Ölexporte nach Aufhebung der westlichen Sanktionen - kaum mehr Geld verdient. Vor allem aber kommen die Saudis ihrem Ziel näher, die amerikanische Fracking-Konkurrenz vom Markt zu fegen.

Denn der niedrige Ölpreis fordert seinen Tribut. In den USA gehen mehr Ölfirmen pleite. Durch die massiv gesunkenen Einnahmen sahen sich bislang knapp 60 Öl­ und Gasfirmen gezwungen, einen Antrag auf Gläubigerschutz zu stellen. Jüngste Opfer sind Midstates Petroleum und Ultra Petroleum, die in dieser Woche in die Insolvenz gingen.

Vor allem die kleinen Fracking-Buden erwischt es, während Multis wie Shell, BP und Exxon wegbrechende Einnahmen durch Einsparungen auffangen können. Die Fracking-­Technik - bei der unter hohem Druck und unter Einsatz von Chemikalien Öl aus porösem Gestein gepresst wird - ist nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes umstritten, sondern auch aufwendig und teuer.

Das Verfahren lohnt sich derzeit finanziell kaum noch. Je nach Tiefe der Bohrung und Bodenbeschaffenheit belaufen sich die Förderkosten Experten zufolge auf 40 bis 70 Dollar je Barrel (159 Liter). Derzeit kostet ein Fass am Markt rund 40 Dollar. In den vergangenen Monaten sank die Fördermenge von Schieferöl bereits. Im Mai rechnet die US-Regierung sogar mit dem stärksten Rückgang seit dem Beginn der Datenerfassung 2007.

[...]

"Wenn sich die Pleitewelle der Ölindustrie sich fortsetzt, könnte sie größere Ausmaße annehmen als das Firmensterben in der Telekombranche in den Jahren nach 2000", fürchten die Autoren von n-tv. Damals meldeten knapp 70 Unternehmen Insolvenz an. Hier wie dort führten neue Technologien zu einem Investitionsboom. Es entstanden viele kleine Firmen, die sich hoch verschuldeten. Sie gerieten in Bedrängnis, als ihr Überangebot auf die Preise drückte und zeitgleich die Nachfrage deutlich zurückging.

[...]

Und Saudi-Arabien? Auch dessen Strategen haben sich offenbar ziemlich verzockt. Natürlich sind bereits viele US-Ölförderer vom Markt verschwunden und natürlich werden ihnen noch einige folgen. Doch wenn erst einmal eine Technologie wie das Fracking entwickelt ist, lässt sie sich nicht mehr ausrotten. Sie pausiert nur, bis ein steigender Ölpreis die Sache wieder lohnend macht. Schon einmal hat Saudi-Arabien versucht, mit einer Ölschwemme Konkurrenten vom Markt zu fegen: Mitte der 80er Jahre drückten die Saudis den Ölpreis um 60 Prozent, weil sie die Nordseeproduzenten mit ihren vergleichsweise teuren Bohrinseln aushungern wollten. Das Ergebnis ist heute noch unverändert in der Nordsee zu besichtigen. [...]


weiterlesen unter:


http://www.dw.com/de/der-fracking-poker/a-19239260