Jeden Tag Fracking-Beben

Dass die umstrittene Förderung von Öl und Gas aus tiefen Gesteinsschichten mittels Fracking in Verdacht steht, leichte bis mittlere Erdbeben auszulösen, hatten wir an dieser Stelle schon einmal berichtet. Dass das Phänomen in den Fracking-verliebten USA aber inzwischen sogar mehrmals täglich gemessen wird, lässt aufhorchen. Im Bundesstaat Oklahoma bebte die Erde in diesem Jahr bereits mehr als 600 mal.



Fracking schüttelt Oklahoma durch


Das im zentralen Süden der Vereinigten Staaten gelegene Oklahoma verzeichnete in der Prä-Fracking-Ära im Durchschnitt magere zwei Erdbeben pro Jahr. Seit dem Förderboom unkonventioneller Öl- und Gasvorkommen sind es mehr als 600. Für die Seismologen des Geologischen Dienstes der USA liegt die Ursache dieses dramatischen Anstiegs einzig und allein im Fracking, bei dem ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in mehrere hundert Meter tiefe Bohrlöcher gepresst wird, um die im Gestein gelagerten fossilen Brennstoffe zu gewinnen. In Oklahoma wird das umstrittene Verfahren in großem Maßstab praktiziert. Das dabei anfallende Abwasser wird in einer Tiefe von etwa eineinhalb Kilometern entsorgt. Dadurch würden die Druckverhältnisse entlang der Gesteinsnähte verändert, was wiederum zu Erdbeben führe, erklären die Seismologen.


Wie stark genau die Fracking-Beben im Ernstfall sein können, darüber streitet die Wissenschaft noch. Dass sie jedoch schon heute ein durchaus beängstigendes Ausmaß erreichen, daran besteht kein Zweifel. Das bislang heftigste Beben in Oklahoma wurde in diesem Jahr in der Kleinstadt Crescent gemessen und erreichte eine Stärke von 4,5. Einige Seismologen sehen die Grenze vorläufig bei Stärke 5 – immerhin genug, um Fensterscheiben zu sprengen und Möbel zu rücken. Andere Forscher rechnen in Zukunft mit Erschütterungen von bis zu Stärke 7, die Häuser zum Einsturz bringen könnten. Oklahomas republikanische Staatsregierung hat den Zusammenhang zwischen Fracking und vermehrten Erdbeben lange ignoriert. Nach zwei Beben der Stärke 3,5 und 4,1 Mitte September nahe Cushing, wo sich eines der größten Rohöllager der Welt befindet, musste man jedoch reagieren und zwei der problematischen Abwasserstätten schließen. Zwei von insgesamt 4.500 im Bundesstaat.