Mit offenen Augen ins Verderben?

http://www.sueddeutsche.de/wissen/fracking-in-china-sichuans-fluch-und-segen-1.2599085

"... Auch ohne Fracking ist die Natur in der Region bereits bedroht. Das hemmungslose Wachstum von Städten wie Chengdu und Chongqing in der Nachbarprovinz wirkt sich auf die Artenvielfalt aus. In Flüssen wie dem Jangtse sind Arten wie der kleine weiße Kugelfisch und der rotbäuchige Molch verschwunden. Dass die Umwelt unter der Schiefergasförderung zu leiden hat, zeigen Berichte aus den USA. Jede Plattform braucht rund vier Hektar Platz, es müssen Tanks für Wasser, Chemikalien, Abwasser errichtet, eine Straße und eine Pipeline verlegt werden. Rund 600 Zusatzstoffe kommen zum Einsatz, damit das Gas aus dem Bohrloch strömt. Zu den Folgen des Frackings zählt der New Yorker Biologe Erik Kiviat "Schwund von Lebensräumen, chemische Verschmutzung, Minderung der Wasserqualität".
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Viele Bewohner der Region handeln kurzerhand selbst. Wegen spontaner Blockaden durch Dorfbewohner oder Stilllegungen durch die Behörden verlor allein Shell an seinen chinesischen Bohrlöchern in drei Jahren 535 Arbeitstage, berichtet die Washington Post. Es gibt Berichte über Explosionen auf Gasfeldern, weil Sicherheitsvorschriften lax gehandhabt wurden. Im Dorf Jiaoshizhen berichteten Anwohner von einer Explosion und einer 30 Meter hohen Stichflamme - die staatliche Energiefirma Sinopec bestreitet den Vorfall. In der Provinz Shaanxi kappte eine Gasfirma kurzzeitig die Wasserversorgung einer ganzen Stadt, weil sie Probleme bei Bohrungen nicht in den Griff bekam. Mit einem Gesetz, das etwa den Gewässerschutz regelt, rechnet NRDC-Experte Yang erst in ein bis zwei Jahren. Bis dahin dürften sich Zwischenfälle häufen.
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Wie wenig ernst die Verantwortlichen diese Sorgen bislang nehmen, lässt ein Gespräch mit Vertretern der staatlichen Gasfirmen in Chengdu erahnen. Nach langem Zögern gibt sich ein Ingenieur einen Ruck und möchte die Herausforderungen für die Umwelt darstellen. Mit den Händen erklärt er, wie das Abwasser aus dem Boden herausströmt. Doch er kommt nicht weit, sein Vorgesetzter, der Chef der staatlichen Investmentfirma, bedeutet dem Untergebenen mit einer Geste zu schweigen. "Alle technischen Schwierigkeiten sind gelöst", erklärt der Chef. Dafür arbeite man schließlich eng mit den Amerikanern und den Universitäten vor Ort zusammen. Regulierung? Die komme schon bald. Umweltprobleme? "Gibt es hier nicht." ..."


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