Auf Fracking sollte verzichtet werden

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Ehring: Im Deutschlandfunk hören Sie das Interview der Woche mit Maria Krautzberger, der Präsidentin des Umweltbundesamtes. Und ich möchte zu einem anderen Thema kommen, was die Öffentlichkeit in letzter Zeit heftig bewegt hat, das Fracking, das Gewinnen von Gas mit unkonventionellen Methoden. Das haben Sie als Umweltbundesamt heftig kritisiert, warum?

Krautzberger: Wenn Sie sich die Umweltbelastungen in den Vereinigten Staaten ansehen, ist das schon fast die Antwort. Es ist doch ganz klar, wenn wir die Fracking-Technologie in Deutschland einsetzen sollten, müssten wir wissen, ob wir dies verantwortlich mit der Umwelt auch wirklich tun können. Deswegen hat das Umweltbundesamt auch im Auftrag des Bundesumweltministeriums untersucht, welche Risiken mit Fracking-Technologien verbunden sind. Und wir haben diese Risiken dargestellt. Insbesondere für das Grundwasser sehen wir Risiken, die wir nicht wirklich in den Griff bekommen könnten und empfehlen deshalb gerade in Gebieten, die für die Trinkwassergewinnung wichtig sind, auf Fracking insgesamt zu verzichten, dieses dort zu verbieten und in anderen Bereichen sehr sorgfältig zu prüfen, zu welchen Umweltbelastungen es kommen könnte bei Fracking-Prozessen.


Ehring: Aber Fracking bietet doch auch Chancen?

Krautzberger: Aus unserer Sicht nicht, jedenfalls nicht gegenwärtig. Es wird ja viel diskutiert, dass Fracking auch wichtig ist für die Energieversorgung, gerade vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise und möglicherweise ausbleibender Gaslieferungen aus Russland. Wir sehen den Anteil des Fracking-Gases in Deutschland für die Energieversorgung als sehr gering an. Wir haben ihn auf etwa vier Prozent geschätzt. Er reicht also in keiner Weise dazu aus, die Importabhängigkeit aufzuheben. Im Gegenteil empfehlen wir die Konzentration auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien, denn das würde uns auch langfristig unabhängig machen vom Import von Gas oder Öl. Und das Fracking-Gas ist keine nennenswerte Größe für die Energieversorgung in der Bundesrepublik Deutschland. Auch aus diesem Grund empfehlen wir, darauf zu verzichten.


Ehring: Aber auch manche Bundesländer, auch das rot-grün regierte Niedersachsen, setzen durchaus auf Fracking-Technologien. Die sehen ja dann offenbar doch Chancen?

Krautzberger: Ja, in Niedersachsen wird ja seit vielen Jahren Erdgas gefördert über Fracking im Sandgestein. Ich muss diese Art von Fracking auch unterscheiden von Schiefergas- und Kohleflöz-Fracking, das zu sehr viel größeren Risiken führt. Und wir empfehlen im Prinzip aber bei jedem Fracking-Prozess, diesen zu verknüpfen mit einer Bewertung der Umweltauswirkungen im Voraus. Wir empfehlen auch, sollte man sich dazu entschließen, das an der einen oder anderen Stelle erst einmal zu erproben und auch wissenschaftlich zu begleiten, um die Risiken tatsächlich bewerten zu können. Das können wir heute in vielerlei Hinsicht noch nicht. Aber dem Grunde nach spricht aus unserer Sicht auch energiewirtschaftlich nichts dafür, Fracking-Gas in Deutschland zu fördern.