Gefahren des Fracking

Wie alle Ideen, die irgendwann einmal zur Energiegewinnung entwickelt wurden, kann auch Fracking Risiken und Nebenwirkungen haben, die allerdings, wie die Uni Aberdeen in einer Studie belegt, nicht bei jeder Bohrung auftreten müssen.

 

Geologie:

Aufbruch der Steinstruktur ab gewissen Tiefen nicht mehr kontrollierbar

Variable Durchlässigkeit des Bodens kann zum Ausdringen der Frackingflüssigkeiten und Gasen führen

Unkontrollierbare Aufbrüche können zu explosiven Ausbrüchen in umliegenden Bohrlöchern und Erdrutschen führen

Mechanische Richtungsabhängigkeit des Schiefergesteins kann bei ungenauer Vorbetrachtung zu nicht kalkulierten Brüchen bzw. erhebliche Schwierigkeiten beim Aufbruch führen

 

Frackingprozess:

Diffusion durch geringe Qualität der Rohre und schlechte Integrität von Zement und Rohrverkleidung

Abhängigkeiten von logistischer Planung und Management kann Positionsänderung notwendig machen

 

Grund- und Trinkwasser:

Große benötigte Wassermengen haben Einfluss auf Gesamtwassersituation (90.000-13.500.000 Liter pro Bohrloch)

Rücklaufflüssigkeiten können austreten

Chemikalien und Bohrflüssigkeiten über durchlässige Gesteinsschichten ins Grundwasser

Nachweislich höhere Konzentration von Methan im Grundwasser rund um Bohrlöcher

 

Umwelt:

Ausbau des Straßennetzes sowie erhöhter Anlieferungstransport von Wasser

Entsorgung der Rücklaufflüssigkeiten fragwürdig: 1. Einlagerung und Abtransport 2. Einlagerung und Verdunstung (Verdichtung Chemikalien)

Gas- und Dampfaustritt in die Atmosphäre

Emissionen eventuell schädlicher als Kohle

Schädigung der Fläche durch Umlagerung

 

Chemische Zusätze:

Unvollständige Bekanntgabe aufgrund von gesetzlicher Lage zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit

Im Schiefergestein enthaltene Verbindungen, Spurenelemente und flüchtige organische Stoffe: Methan, Kohlenstoffdioxid, Sulfide, Helium, Stickstoff, Quecksilber, Arsen, Blei, radioaktives Material

Zur Beurteilung der Risiken vollständige Bekanntgabe notwendig.



 

Quelle: “Hydraulic Fracturing or ‘Fracking’: A Short Summary of Current Knowledge and Potential Environmental Impacts” von Dr. Dave Healy der Uni Aberdeen, entnommen am 05.02.2013 21:45

Die Belastung mit Methan, Ethan und sogar Propan war deutlich höher: Forscher untersuchten Brunnen im Fracking-Gebiet Pennsylvania und wollen erstmals die Verunreinigung des Trinkwassers nachgewiesen haben.

Eine Studie hat Hinweise gefunden, dass Trinkwasser durch unkonventionelle Gasförderung, das sogenannte Fracking, mit Gasen belastet wird. Manche Brunnen in der Nähe von Fracking-Anlagen seien mit Methan, Ethan und Propan belastet, berichtet eine Gruppe von Forschern der Duke University im US-Staat North Carolina. Die Wissenschaftler hatten Proben in 141 privaten Brunnen in der Gegend des Marcellus-Beckens im Nordosten des Bundesstaats Pennsylvania genommen, in dem es große Schiefergasvorkommen gibt.

 

Die Belastung mit Methan war der Studie zufolge bei Brunnen im Umkreis von einem Kilometer um Fracking-Anlagen sechsmal höher als in anderen Brunnen. Die Ethankonzentration war demnach sogar 23-mal höher, die Forscher im Wissenschaftsmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" ("PNAS"). Im Wasser von zehn Brunnen wurde zudem Propan nachgewiesen - alle lagen im Umkreis von einem Kilometer um Fracking-Anlagen.

Beim Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien in Gesteinsschichten gepresst, um Gas oder Öl freizusetzen. In den USA waren bereits früher in der Nähe von Bohranlagen erhöhte Gasmengen im Boden gemessen worden. Die Daten waren aber schwierig zu deuten: Man wusste nicht, wie viel Gas in der Zeit vor dem Fracking dort schon aufgestiegen war.

Wie gelangte das Gas ins Grundwasser?

Nun jedoch wollen die Forscher beweisen können, dass das Gas aus den Fracking-Gasquellen stammt. Eine Variante des Edelgases Helium eigne sich quasi als Fingerabdruck für die Herkunft von Gasen: Das sogenannte Helium-4 verbindet sich nicht mit anderen Stoffen, seine Menge bleibt unverändert. Der Anteil des Heliums im Grundwasser der betreffenden Gegend sei identisch mit dem Anteil in den Fracking-Gasquellen, schreiben die Forscher.

(http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/methan-im-grundwasser-gase-durch-fracking-im-trinkwasser-a-907694.html) – 27.06.2013

Beim Fracken werden giftige und gesundheitsgefährdene Stoffe wie z. B. Tetramethylammoniumchlorid (CAS 75-57-0) in die Erde bzw. unseren Grundwasserkörper verpresst. Das Sicherheitsdatenblatt entsprechend der EG-Verordnung Nr. 1907/2006, Stand 28.08.2012 sagt folgendes zu dieser Chemikalie:

 

Einstufung gemäß Verordnung (EG) Nr. 1272/2008

 

GHS06 Totenkopf mit gekreuzten Knochen

Acute Tox. 2 H300 Lebensgefahr bei Verschlucken.

Acute Tox. 3 H311 Giftig bei Hautkontakt.

 

Einstufung gemäß Richtlinie 67/548/EWG oder Richtlinie 1999/45/EG

T; Giftig

R25: Giftig beim Verschlucken.

 

Xn; Gesundheitsschädlich

R21: Gesundheitsschädlich bei Berührung mit der Haut.

 

Diese Angaben über die Giftigkeit und Gesundheitsschädlichkeit der Chemikalie Tetramethylammoniumchlorid (CAS 75-57-0) wurden von Dr. med. Gabriele Dostal, Giftnotrufzentrale München bestätigt.

   DIE GRÜNEN UELZEN, „Offener Brief und Presseerklärung“ zum Thema Fracking (abgerufen am 20.12.2012)

Tonnenweise Chemikalien bei jedem einzelnen Fracking-Vorgang

In Deutschland wurde in der Sendung Monitor eine Liste mit den beim Fracking eingesetzten teilweise hochtoxischen Chemikalien veröffentlicht. Die Frac-Flüssigkeit enthält demnach krebserregende, hormonverändernde und stark wassergefährdende Toxine, nämlich: Tetramethylammoniumchlorid, Petroleumdestillate, Octylphenol und Biozide aus der Gruppe der Isothiazolinone.

ñ  Tetramethylammoniumchlorid ist laut dem entsprechenden Sicherheitsdatenblatt in die Wassergefährdungsklasse 1 eingestuft, gilt als schwach wassergefährdend, soll jedoch nicht ins Grundwasser, in Gewässer oder in die Kanalisation gelangen, auch nicht in kleinen Mengen. Dennoch kommen pro Fracking-Vorgang 19.000 Tonnen Tetramethylammoniumchlorid zum Einsatz.

ñ  Octylphenol ist ein toxischer, persistenter Stoff, der als Phenolharz zur Herstellung von Reifengummi, Druckfarben etc. verwendet wird und in der sog. Wasserrahmenrichtlinie als prioritär eingestuft wird. Das bedeutet, Octylphenol ist wassertoxisch und gehört in die Wassergefährdungsklasse 2. Derzeit macht man sich Gedanken über eine mögliche Umweltverschmutzung mit Octylphenol u. a. über den Reifenabrieb und schlägt Emissionsminderungsmaßnahmen vor, um den Stoff weitgehend aus unserer Umwelt fernzuhalten. Wenn nun demnächst pro Fracking-Vorgang 9,5 Tonnen dieses Stoffes eingesetzt werden, dürften sich die Verantwortlichen vor einem mengenmäßig ganz neuen Octylphenol-Problem wieder finden.

ñ  Biozide aus der Gruppe der Isothiazolinone gehören der höchstmöglichen Wassergefährdungsklasse an, nämlich 3 und sind somit stark wassergefährdend. Isothiazolinone werden als Konservierungsstoffe in Reinigungsmitteln, Klebstoffen, Farben etc. eingesetzt, da sie Mikroorganismen (Bakterien, Pilze) töten. Beim Menschen führen sie häufig zu einer Kontaktallergie, weshalb sie inzwischen kaum mehr inKörperpflegeprodukten eingesetzt werden. Pro Fracking-Vorgang gelangen 680 Kilogramm dieser hoch wassergefährdenden Stoffe in die Umwelt. (Quelle: http://www.zentrum-der-gesundheit.de/fracking-ia.html)

Fracking gefährdet Oberflächengewässer (DLF, 12.03.2013)

 



Im Zusammenhang mit Fracking, dem chemikalienbasierten Freisetzen von zum Beispiel Schiefergas, wurden bisher hauptsächlich die möglichen Folgen für den Untergrund diskutiert. Nun hat sich eine Studie mit der Belastung von Oberflächengewässern beschäftigt. Ein großes Problem ist der Umgang mit dem sehr salzigen Produktionswasser.

Gefördert wird Schiefergas in den USA im großen Stil, und zwar aus Tonschiefern durch das sogenannte Fracking: Dabei wird eine Mischung aus Wasser, Sand und chemischen Zusätzen in den tiefen Untergrund gepresst. Risse entstehen, über die das Erdgas dann fließt. Zwar hat die sogenannte "Schiefergaswende" in den USA zu stark sinkenden Energiepreisen geführt, aber das Verfahren ist umstritten. In der nun veröffentlichten Studie geht es um die Belastung von Oberflächengewässern - unter anderem mit gelösten Salzen. Und untersucht wurden die Oberflächengewässer in Pennsylvania:

 

Sheila Olmstead von der Nicht-Regierungsorganisation "Resources for the Future" in Washington DC. Sie und ihre Kollegen haben mehr als 20.000 Messungen zur Wasserqualität ausgewertet und entdeckten ein neues Problem:

 

"In den USA wird dieses salzige Produktionsabwasser aus der Schiefergasförderung normalerweise in den tiefen Untergrund verpresst, damit es weder Oberflächen-, noch Grundwasser belastet. In Pennsylvania und den angrenzenden Gebieten funktioniert das aufgrund der geologischen Gegebenheiten nicht. Also lassen die Betreiber die Abwässer in kommunalen oder industriellen Kläranlagen behandeln. Allerdings werden nur wenige Anlagen mit diesen gelösten Salzen halbwegs fertig. Was wir davon in den Flüssen finden, stammt aus diesen Kläranlagen: Es ist das behandelte Abwasser, das sie in die Flüsse und Ströme leiten."

 

Das Ergebnis: Unterhalb der Kläranlagen steigt die Salzfracht um zehn Prozent. Das könne die Ökosysteme direkt schädigen und außerdem Schwermetalle oder Phosphate aus dem Sediment mobilisieren. Entfernen lässt sich diese Salzfracht nur mit Entsalzungsanlagen. Das ist teuer und energieintensiv und wird nicht gemacht. In Pennsylvania verschärfen neue Auflagen die Situation dadurch, dass zwar einerseits sehr viel weniger Kläranlagen diese Abwässer annehmen dürfen, neue Anlagen andererseits nur auf dem Papier existieren. Sheila Olmstead:

 

"Das einzige, was man derzeit gegen die Belastung tun könnte, wäre das Abwasser wieder auf mehr Behandlungsanlagen zu verteilen, damit es nicht so konzentriert an wenigen Stellen in die Flüsse gelangt. Wir brauchen dringend neue Anlagen, die strengeren Richtlinien genügen und sehr viel mehr Salz aus dem Abwasser entfernen als bisher."

 

Ein zweites Problem, mit dem sich die Gruppe beschäftigt hat, ist die Schwebstofflast der Gewässer:

 

"Wir fanden heraus, dass während der Bauphase durch Rodungen, den Straßen- und Pipelinebau oder die Installation von Bohrgerät und Förderanlagen die Erosion steigt und die Flüsse in Pennsylvania immer mehr Schwebstoffe transportieren."