Fracking-Firmen experimentieren mit Instantkaffee
Auch das noch: 
Fracking-Firmen experimentieren mit Instantkaffee

Wie und woraus Energie gewonnen wird, ist nach den Regeln der Europäischen Union immer noch den Einzelstaaten überlassen. Deutschland hat von diesem Subsidiaritätsprinzip mehrfach Gebrauch gemacht, zuletzt, indem die Bundesregierung quasi untersagte, die Technik des "Hydraulic Fracturing" oder "Fracking" bei der Förderung von Erdöl und Erdgas einzusetzen.

So heißt es im Koalitionsvertrag der großen Koalition: "Den Einsatz umwelttoxischer Substanzen bei der Anwendung der Fracking-Technologie zur Aufsuchung und Gewinnung unkonventioneller Erdgaslagerstätten lehnen wir ab."

Moment mal: Eigentlich ist in dieser Formulierung ja gar kein Fracking-Verbot enthalten. Nur der Einsatz "umwelttoxischer Substanzen" wird abgelehnt. Ist denn sauberes Fracking überhaupt möglich?

In den USA wird seit Jahren "gefrackt", insbesondere im Schiefer der gewaltigen Marcellus-Formation im Boden von Pennsylvania. In Bohrlöcher von zwei- bis dreitausend Meter Tiefe wird unter hohem Druck Wasser eingepresst, dem eine Menge Chemikalien beigemischt wurde: Tenside etwa oder Antioxidantien.

Der Wasserdruck sprengt Risse in den Schiefer, die von den Tensiden offengehalten werden, und das Gas steigt an die Oberfläche. Leider steigt auch jede Menge Schmutzwasser mit nach oben, das zum Teil mit natürlicher Radioaktivität und Schwermetallen belastet ist und speziell entsorgt werden muss – etwa, indem man es wieder dahin zurückpumpt, wo es hergekommen ist und Jahrmillionen sicher verstaut war: Dreitausend Meter unter die Erdoberfläche. Vor allem wegen des unsachgemäßen Umgangs mit diesem Förderstättenwasser sind in den USA schon Umweltsauereien passiert.

In den USA wird an besseren Techniken gearbeitet

Das hält die Amerikaner aber nicht davon ab, an verbesserten Fördertechniken zu arbeiten. Bohrlöcher werden mehrfach ummantelt, Oberflächen für die Dauer der Bohrungen versiegelt, Umweltstandards für die Wasserbehandlung verschärft.

Zugleich versuchen viele Gasförder-Unternehmen, den Chemikalieneinsatz zu minimieren oder ganz zu vermeiden. Ein Bericht des US-Repräsentantenhauses stellte überrascht fest, dass einige Förderer ihrem Frackingwasser "löslichen Kaffee und Walnuss-Schalen" beimischen.

Das Bio-Fracking kommt. Bestimmt noch nicht die aktuelle, vielleicht aber schon die nächste Bundesregierung wird sich dann neu mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie sie zu einer Gasfördertechnik steht, die der USA geholfen hat, in kürzester Zeit ein fast importunabhängiges Billigenergieland zu werden. 

http://www.welt.de/wirtschaft/article123321432/Fracking-Firmen-experimentieren-mit-Instantkaffee.html