US-Regierung wirbt für "Freiheitsgas"
Die Pressemitteilung des US-Energieministeriums hätte außer Branchenexperten wohl kaum jemand beachtet. Die Behörde gibt darin bekannt, dass über eine neue Anlage an der Küste des Bundesstaates Texas in Zukunft mehr Flüssiggas (LNG) ins Ausland exportiert werden kann. Konkret geht es um den vierten Produktionsstrang des Unternehmens Freeport LNG, der ab dem Jahr 2023 seine Arbeit am Golf von Mexiko aufnehmen soll.

Zusammen mit den anderen drei Anlagen am Standort können dann insgesamt 20 Millionen Tonnen Erdgas pro Jahr auf minus 164 Grad abgekühlt und damit verflüssigt werden. Dadurch sinkt das Volumen um den Faktor 600 - und ein Export per Schiff lohnt sich. So weit die nüchternen Fakten.

Größere Aufmerksamkeit als üblich bekam die Mitteilung des Ministeriums aber, weil darin zwei bemerkenswerte sprachliche Formulierungen verwendet werden: Zum einen referiert Staatssekretär Mark Menezes über "freedom gas", also "Freiheitsgas", zum anderen spricht der ebenfalls zitierte Abteilungsleiter Steven Winberg von "molecules of freedom", also "Moleküle der Freiheit".


Erinnerungen an die "freedom fries"

Das erinnert US-Journalisten, etwa von NBC News an eine sprachliche Kapriole während des letzten Irak-Krieges. Damals, im Jahr 2003, hatte die Kantine im US-Repräsentantenhaus in Washington entschieden, den Namen für Pommes von "french fries" in "freedom fries" zu ändern. Grund war die Weigerung Frankreichs, sich an dem Feldzug von George W. Bush zu beteiligen. Nach drei Jahren wurde der Name schließlich wieder zurückgeändert.


Man kann die Formulierung von dem "freedom gas" vor diesem Hintergrund als Kuriosität sehen. Allerdings hat der von der US-Regierung geförderte Export von Flüssiggas eine wichtige geostrategische Komponente. Durch sogenannte unkonventionelle Fördermethoden, bekannt als Fracking, haben sich die Vereinigten Staaten vom Importeur von Öl und Gas zum Exporteur im großen Stil gewandelt.


Das heißt einerseits, dass das Land nicht mehr so stark auf Länder am Persischen Golf angewiesen ist. Andererseits wollen die USA ihre Rohstoffe möglichst gewinnbringend in der Welt an den Mann bringen. Das setzt allerdings voraus, dass sich genügend interessierte Kunden finden. Zuletzt gab es unter anderem Exporte nach China. Doch im Zuge des Handelskonflikts hat Peking auch die Zölle auf Einfuhren von Flüssiggas erhöht, sodass der Rohstoff für chinesische Unternehmen unattraktiver geworden ist und sich die US-Firmen nun andere Abnehmer suchen müssen.

Das Gas der Freeport LNG könne, so die Pressemitteilung des Energieministeriums, in alle Staaten exportiert werden, die kein Freihandelsabkommen mit den USA hätten und gegen die keine US-Handelssanktionen verhängt seien.


Zwei Terminals in Deutschland geplant

Die US-Regierung würde gern auch mehr Flüssiggas nach Europa verkaufen. Zwar sind die EU-Importe zuletzt gestiegen, allerdings ist der LNG-Anteil am Gesamtverbrauch in Europa immer noch sehr klein. Das meiste Gas kommt über Leitungen.

Vor diesem Hintergrund ist auch ein Teil der massiven Kritik an der Nord-Stream-2-Pipeline zu sehen, mit der mehr Gas von Russland nach Deutschland geliefert werden soll. An der deutschen Nordseeküste sollen allerdings auch zwei Flüssiggas-Terminals entstehen. Dort könnten dann US-Schiffe ausgeladen werden.[...]

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