Da sind seit Wochen alle Augen auf die mit Spannung erwartete Einsetzung der Kohlekommission gerichtet – und ganz still und heimlich lässt die Politik noch einen weiteren Arbeitskreis von der Leine: die Fracking-Kommission. Im Unterschied zur Kohle sollen die Fracking-Fachleute aber keinen Ausstieg, sondern (Alarm!) den möglichen Einstieg die verpönte Technologie sondieren.

Die Gier nach Gas

Ende letzter Woche hat der Bundesrat sein Okay für die sogenannte Fracking-Expertenkommission gegeben und auch gleich zwei Vertreter aus der Landespolitik entsendet. Hinzu kommen vier weitere, von der Bundesregierung eingesetzte Fachleute aus verschiedenen Forschungszentren und Ämtern für Umwelt und Geowissenschaften. Die sechsköpfige Kommission soll Probebohrungen fachlich begleiten, um die Auswirkungen der Fracking-Methode zur Gewinnung von Erdgas oder Erdöl auf Gestein und Grundwasser zu erforschen.

Interessant und zugleich alarmierend ist folgender Umstand: Eigentlich werden im deutschen Fracking-Gesetz eben solche Bohrungen grundsätzlich untersagt – mit der Ausnahme, dass in maximal vier Fällen Genehmigungen für Erprobungsmaßnahmen unter wissenschaftlicher Begleitung erteilt werden können. Daher die Kommission. Ihre Einsetzung ebnet überhaupt erst den Weg für die Erprobung der mehr als umstrittenen Technologie.

Umwelt- und Naturschützer, Bürgerinitiativen und Verfechter der endgültigen Abkehr von fossilen Energieträgern spucken bereits seit Jahrzehnten Gift und Galle, wenn vom Thema Fracking die Rede ist. Bei der Methode wird mit Sand und Chemikalien versetztes Bohrwasser unter hohem Druck in den Untergrund gepresst. Aus dabei entstehenden Rissen im Gestein soll beispielsweise Erdgas entweichen und gefördert werden können.

Chemikalien in die Erde pressen? Risse im Gestein? Ja, das klingt im Hinblick auf’s Risikopotenzial tatsächlich eher nach Rissen im Hirn. Die am häufigsten genannten Gefahren der Methode: verseuchtes Grundwasser und zunehmende Erdbeben. Müssen wir uns in Zeiten verfehlter Klimaziele, wiederansteigender CO2-Emissionen und europarechtswidrig verpesteter Großstadtluft wirklich mit der Erprobung einer neuen, schmutzigen Technologie zur Gewinnung eines alten, schmutzigen Energieträgers beschäftigen?

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