„Lassen Sie uns alles daransetzen, daß wir der nächsten Generation, den Kindern von heute, eine Welt hinterlassen, die ihnen nicht nur den nötigen Lebensraum bietet, sondern auch die Umwelt, die das Leben erlaubt und lebenswert macht.“
— Richard von Weizsäcker
„Ein endlicher Rohstoff kann schon denklogisch nicht die Zukunft sein! [...] Die Zukunft kann nur postfossil sein!“
— Michael Bauchmüller
„Eine Protestbewegung ist zwangsläufig gegen etwas. Wir sind gegen Fracking, weil wir für eine intelligente Energienutzung, ein intaktes Ökosystem ohne (noch mehr) Chemie in Luft, Böden und Wasser und damit für eine erhaltenswerte Lebenswelt für alle stehen. Gegen ist also für.“
— Ch. Stoldt und I. Köhne
„Alles was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand.“
Zwei Jahre nach dem beschlossenen Fracking-Verbot in Deutschland
deutet sich bei dem Thema wieder Bewegung an. Die Bundesregierung will
demnächst die Bildung einer Expertenkommission beschließen, die bis zu
vier mögliche Probebohrungen in unkonventionellen Lagerstätten
wissenschaftlich begleiten soll. Das geht aus einer Antwort der
Regierung auf eine "kleine Anfrage" der Grünen-Fraktion im Bundestag
hervor. Medienberichten zufolge soll es bereits vor der
Parlamentarischen Sommerpause soweit sein. Der Bund
erhofft sich davon weitere Erkenntnisse über die Technologie. Im Jahr
2021, also nach dem Ablauf des Fracking-Verbots in Deutschland (energate berichtete),
sollen diese dann präsentiert werden. Auf der Grundlage solle dann über
den weiteren Umgang mit der Schiefergasförderung entschieden werden.
Die Pläne des Bundes sorgen für Kritik vonseiten der Grünen-Fraktion.
"Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Die Bundesregierung gibt mit der
Expertenkommission den Startschuss für Schiefergas-Fracking", so Julia
Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik der Grünen-Bundestagsfraktion.
Anstatt Fracking zu verbieten, wolle die Bundesregierung diese riskante
Fördermethode ausweiten.
Noch keine Anträge eingereicht
Für die unabhängige Kommission soll die Bundesregierung laut Plan vier
Mitglieder bestimmen: jeweils einen Vertreter der Bundesanstalt für
Geowissenschaften, des Umweltbundesamtes, des Helmholtz-Zentrums Potsdam
(Deutsches Geoforschungszentrum) und des Helmholtz-Zentrums für
Umweltforschung Leipzig. Zwei weitere Mitglieder benennt der Bundesrat.
Die Entscheidungen über die personelle Zusammensetzung der Kommission
sollten erst dann getroffen werden, wenn "konkrete Anträge auf Erteilung
wasserrechtlicher Erlaubnisse für unkonventionelle
Fracking-Erprobungsvorhaben zu erwarten sind", so die Grünen-Fraktion
mit Verweis auf eine Antwort der Bundesregierung aus dem vergangenen
Jahr. Somit schlussfolgern sie, dass solche Anträge bald erfolgen
sollen.
Auf Anfrage von energate sagte eine Sprecherin des Bundesverbands
Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG), dass von den Mitgliedsunternehmen
bislang keinerlei Anträge gestellt worden sind, auch seien ihr keine
konkreten Pläne dazu bekannt. Aus der Branche heißt es, dass das Thema
Fracking zudem medial und öffentlich stark aufgeheizt sei und selbst
genehmigte Fracs in konventionellen Lagerstätten oft nicht ausgeführt
werden.
Kein Bundesland macht mit
Doch selbst wenn ein Explorationsunternehmen einen Antrag auf
Schiefergas-Testbohrungen einreichen sollte, bleibt die Frage nach dem
geeigneten Standort offen. Denn bislang hatte sich alle Bundesländer
ablehnend gegen Schiefergas-Förderung geäußert und waren strickt gegen
die Probebohrungen auf ihrem Boden.[...]