Saudis opfern Marktanteile für höhere Preise!

Am 30. November 2017 vereinbarte die OPEC mit ihren externen Partnern die Kürzung der Fördermenge von 1,8 Millionen Barrels pro Tag bis Ende 2018 fortzusetzen, die offiziell seit Anfang 2017 läuft. Denn die globalen Lagerbestände an Rohöl waren noch nicht weit genug abgebaut worden. Doch inzwischen kommt der Abbau der Lager zügig voran.

Die Ölpreise sind monatelang kräftig gestiegen. Daher kommen nun auch andere Teile der OPEC-Vereinbarung in den Blickpunkt. Denn natürlich hatte man auch erwähnt, dass man die Auswirkungen der Kürzungen fortlaufend prüfen werde, um gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu können – die üblichen Phrasen um sich alle Optionen offen halten zu können!

Doch nun denkt man am Ölmarkt wirklich konkret darüber nach, dass die Kürzungen schon lange vor Ende 2018 bröckeln könnten, weil einzelne Förderer wie Russland vielleicht aus den Kürzungen aussteigen. Aber die mit Abstand mächtigste Person in diesem Spiel, der saudische Öl-Minister Al-Falih sagte nun, dass die Teilnehmer der Kürzungen die Sache bis zum Jahresende (auch wirklich) durchziehen sollten. Das solle man machen, auch für den Fall, dass es zu Angebotsknappheit komme. Falls man die Ausbalancierung übertreibe, dann sei das eben so.

Was das zu bedeuten hat

Die Ölpreise sind kräftig gestiegen in den letzten Monaten. Von daher kann man seine Worte nur so interpretieren, dass er diesen steigenden Preisen Nachdruck verleihen will. Die hohen Preise sollen sich stabilisieren, und „ihre Strecke“ am liebsten noch fortsetzen. Das Problem dabei, welches wir schon mehrmals angesprochen hatten: Die Fracker in den USA sind schon bei WTI-Preisen von 50 Dollar dank technologischem Fortschritt längst profitabel. Also explodieren ihre Profite immer mehr, je weiter die Kürzungsgemeinschaft für steigende Preise sorgt.

Da Saudis und Co freiwillig ihre Fördermengen also noch länger unten halten, können die Fracker ganz bequem in die Angebotslücke drängen. Derzeit explodiert die US-Fördermenge regelrecht (zuletzt über 10 Millionen Barrels am Tag). Man überholt wohl bald die Saudis, und auch die Russen gegen Ende des Jahres. Das ist der Preis, den die Saudis und ihre Nachbarn für höhere Ölpreise zahlen. Sie scheinen offenbar bereit zu sein sehenden Auges Marktanteile zu opfern, für höhere Ölpreise. Man könnte sagen: Das ist schon ok, weil dank stetig steigender globaler Öl-Nachfrage auch in Zukunft genug Platz auf dem Markt für alle Produzenten sein wird – genau solche Aussagen hatte Al-Falih am 30. November 2017 in Wien von sich gegeben. Wenn man es von der Argumentationsebene her betrachtet, ist sein Verhalten zumindest nachvollziehbar.


Die möglichen Motive

Doch warum wollen die Saudis unbedingt höhere Ölpreise, wie es zumindest den Anschein hat? Die extrem niedrigen Preise aus 2014 und 2015 haben enorme Löcher in die Staatshaushalte der Region geschlagen. Vor allem die Saudis leben „nur“ vom Öl. Der neue Kronprinz will unbedingt die Volkswirtschaft in großem Stil umbauen. Dazu braucht er verdammt viel Geld, und muss gleichzeitig die Ausgabenseite für den gigantischen Staatsapparat decken. Also erstmal rauf mit dem Ölpreis, und her mit den Einnahmen? Auch darf man nicht übersehen, dass die kräftigen Subventionskürzungen beim Benzinpreis, bei Strompreisen etc viele Saudis hart treffen – denn ja, in Saudi-Arabien gibt es eine große Zahl „nicht reicher“ Menschen. Ein absolutistisches Regime, das nicht durch Wahlen legitimiert ist, sollte sein Volk möglichst immer ökonomisch glücklich halten. [...]


weiterlesen unter:


https://finanzmarktwelt.de/oelpreis-saudis-opfern-marktanteile-fuer-hoehere-preise-81551/