LBEG erwartet „umfangreiche Verfahren"
Die Erdgas-Förderunternehmen bereiten sich vor. Und mit ihr die Aufsichtsbehörden, die in den kommenden Jahren mit einer hohen Anzahl an Anträgen rechnen.

Nachdem das neue Fracking-Gesetzespaket im Februar in Kraft getreten ist, stehen nun Bohrungen in Norddeutschland in Aussicht. Zum einen soll mit Frac-Maßnahmen die Produktion angeschoben werden, zum anderen müssen Plätze für die Verpressung von Lagerstättenwasser in tieferen Gesteinsschichten hergerichtet werden.


Aber noch herrscht weitgehend Unklarheit. Zwar hat die Bundesregierung das Gesetzespaket gegen alle Kritik verabschiedet und so die Förderung aus den hiesigen, „konventionellen“ Lagerstättenwasser aus tief liegenden Sandsteinschichten zementiert, aber die Konzerne können noch nicht so, wie sie wohl eigentlich wollen. „Es sind bisher keine Anträge gestellt worden“, sagt „ExxonMobil“-Pressesprecher Klaus Torp. Heinz Oberlach, Torps Kollege bei Dea, stimmt dem auf Anfrage umgehend zu: „Wir haben keinerlei Anträge angemeldet.“

Industrie hatte 2011 freiwilligen Moratorium zugestimmt

Ulrich Windhaus vom zuständigen Landesbergamt hat das in der jüngsten Sitzung der Arbeitsgruppe Erdgas- und Erdölförderung im Landkreis Rotenburg bestätigt – wohlwissend, dass es bislang vor allem daran scheitert, dass das Land noch keinen entsprechenden Runderlass nach dem Bundesgesetz herausgegeben hat. Und da nun am 15. Oktober neu gewählt wird und das zuständige Wirtschaftsministerium personell anschließend womöglich neu aufgestellt wird, kann das auch noch dauern. Seit sechs Jahren herrscht Stillstand bei neuen Projekten, ausgelöst durch den massiven politischen und gesellschaftlichen Widerstand gegen die Fördermaßnahmen.

Die Industrie hatte 2011 zunächst einem freiwilligen Moratorium zugestimmt. Nun, auf Basis der neuen Gesetze, sollen die Arbeiten wieder angeschoben werden. Das Landsbergamt hat bereits einige neue Stellen ausgeschrieben, um die laut Windhaus erwarteten „langfristigen, umfangreichen Verfahren“ abarbeiten zu können. Anfang 2018 soll die Behörde in der Lage sein, diese zu betreuen. Windhaus: „Zunächst wird es noch nicht um Fracs gehen, sondern um die Verpressung von Lagerstättenwasser.“ Dafür gäbe es erste Anfragen.

Das mit zahlreichen schädlichen und radioaktiven Stoffen belastete Grundwasser, das bei der Gasförderung mit an die Oberfläche gepumpt wird, muss nun nämlich dorthin verpresst werden, wo es auch herkommt – aus den druckabgesenkten Förderstätten in mehreren tausend Meter tiefen Sandsteinschichten.

Die bisherige Praxis der Verpressung in Kalkarenit in Horizonten von bis zu 1 000 Metern und damit deutlich näher an den Trinkwasserreservoirs wird aufgegeben. Exxon verpresst momentan noch in den Kalkarenit-Bohrungen „Sottrum Z 1“ und „Söhlingen H 1“ sowie im Heidekreis in den Bohrungen „Dethlingen H 1“ und „Walsrode H1“. Die Bohrung „Gilkenheide Z 1“ bei Visselhövede ist Ende April außer Betrieb genommen worden. Dea nutzt für die Verpressung noch „Wittorf Z 1“. Etwa 30 Prozent des bei Dea anfallenden Lagerstättenwassers geht dorthin, 40 Prozent werden überirdisch durch Entsorger aufbereitet und die restlichen 30 Prozent übernimmt Exxon, so Oberlach. Die Unternehmen suchen noch abschließend nach Alternativen, um in spätestens drei Jahren auf die neuen Verfahren umgestellt zu haben.


Bohrung „Völkersen-Nord Z 3“ zwischen Eversen und Daverden im Auge

Am weitesten fortgeschritten ist nach Angaben des Bergamts das Vorhaben für die Bohrung „Dötlingen T 1“ in der Gemeinde Großenkneten (Landkreis Oldenburg). Dort soll Lagerstättenwasser von Exxon in einer Tiefe von 2.700 Metern gelagert werden. Eine Verpressstelle dieser Art plant der US-Konzern bekanntermaßen auch mit der Bohrung „Söhlingen Z 1“. Dea hat die Bohrung „Völkersen-Nord Z 3“ zwischen Eversen und Daverden im Auge.

Wo die Förderung in der Region mittels der umstrittenen Fracking-Technologie angeschoben werden soll, ist auch seit langem klar. Für den direkt an der Bundesstraße 75 liegenden Platz „Bötersen Z 11“ zwischen Rotenburg und Waffensen hat man bereits „alle notwendigen Voraussetzungen“ geschaffen, so Exxon-Sprecher Torp – und das mitten im Gebiet der riesigen Trinkwassergebiete der Rotenburger Rinne. Auch der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) hat mitgeteilt, dass „nach sechs Jahren in der Warteschleife Investitionen in Milliardenhöhe auf Eis“ liegen. Das wolle man auf Basis der neuen Gesetze nun ändern. „Wir sind bereit zum Neustart, wenn auch hinter dem Safety-Car“, hieß es von Florian Barsch, dem stellvertretenden BVEG-Vorsitzenden. „Wir werden nun die Projekte angehen, die aufgrund des Gesetzgebungsverfahrens zurückgestellt werden mussten. Dazu werden wir die Antragsunterlagen überarbeiten und uns auf die komplexeren Genehmigungsverfahren einstellen.“ Nach mehrjähriger Anlaufzeit seien drei bis vier neue Förderprojekte pro Jahr denkbar. Mit der konventionellen Förderung sei es möglich, langfristig wieder zehn bis 20 Prozent des Erdgasbedarfs in Deutschland zu decken. [...]


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