Warum kritisieren Sie eigentlich die Erdgasförderung in Niedersachsen?

Wir Grünen wollen eine Energieversorgung, die ausschließlich aus erneuerbaren Energien besteht. Das ist im Stromsektor bis 2030 realistisch, im Wärmesektor bis 2040. Erdgas verursacht bei der Verbrennung auch Kohlenstoffdioxid und wenn bei dem Förderprozess etwa Methan entweicht, geht das direkt in die Atmosphäre. Hinzu kommen Gesundheitsrisiken durch die Förderung vor Ort.

Und für den Übergang?

Klar brauchen wir noch eine Weile das Erdgas. Aber wir Grünen haben zum Beispiel gefordert, dass es nicht mehr in Schutzgebieten gefördert wird. Das hat die große Koalition aber nicht interessiert. Wenn wir in Deutschland unter diesen Bedingungen weiter Erdgas fördern, dann ist damit zu rechnen, dass das auch weitere umweltbelastende oder gesundheitliche Auswirkungen hat. Außerdem brauchen wir ein Fracking-Verbot.

Auch Windkrafträder haben Auswirkungen, gegen die vielerorts Menschen protestieren. Saßen Sie schon einmal auf einer Terrasse, auf der immer wieder die Schatten der Rotorblätter vorbeigehuscht sind?

Ich war schon oft in der Nähe von Windrädern. Was ich gut finde, ist, wenn sich Kommunen selbst überlegen, wie sie die Energiewende vor Ort umsetzen wollen und mit den Menschen diskutieren. Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, wenn sich BürgerInnen gegen Windräder aussprechen, aber keine Alternativen anbieten.

Woher beziehen Sie denn Ihren Strom?

In Lüneburg zu Hause habe ich Naturstrom und in meiner Berliner Wohnung Greenpeace Energy und eine Mini-Solaranlage auf meinem Balkon. Mit den 150 Watt kann ich mein Handy aufladen; der Kühlschrank und das Modem laufen damit. Das ist ein ganz kleines System, dass man einfach an die Steckdose anschließt.

Fahren Sie denn nie eine unnötige Strecke mit dem Auto oder tragen ein zu billiges T-Shirt?

Ich achte schon darauf, wie ich lebe. Ich bin im April mit meinem Mann mit dem Zug nach Portugal gefahren. Das hat noch nicht mal zwei Tage gedauert. Trotzdem muss klar sein, dass wir die Ziele, die wir im Umweltschutz haben, nicht allein dadurch erreichen, dass Menschen sich in ihrem persönlichen Alltag besonders umweltfreundlich verhalten. Wir brauchen politische Rahmenbedingungen – auch für die Industrie.

Warum haben Sie angefangen, Politik zu machen?

Es hat mich immer geärgert, dass es Parteien gibt, bei denen ich den Eindruck gewinne, die Zukunft sei weniger wichtig als die Gegenwart. Und dass sie Menschen, die jetzt noch kein Wahlrecht haben oder die auf anderen Kontinenten leben, aber in hohem Maße von unseren Entscheidungen betroffen sind, wenig in ihre Überlegungen einbeziehen. Bei den Grünen ist das anders.

Gab es für Sie da ein Schlüsselerlebnis?

1986, als der Atom­unfall in Tschernobyl passiert ist, haben meine Eltern mich zu meiner ersten Demo mitgenommen. Da war ich sieben. Es hat mich damals geärgert, dass ich nicht mehr die Johannisbeeren essen oder in den Garten durfte. Mit der BUND-Jugend haben wir später Fahrrad-Demos organisiert. Als wir zum ersten Mal über die Autobahn gefahren sind, weil die Polizei ein Stückchen für uns abgesperrt hatte, dachte ich, ich könnte die Welt auf den Kopf stellen. Zu den Grünen bin ich erst während meines Studiums gekommen. [...]


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