Neues Buch untersucht die Chancen und Risiken der Fracking-Förderung weltweit
Nico Damm Hochschulkommunikation
Hochschule Darmstadt
Kaum ein anderes Thema polarisiert die energiepolitische Diskussion derzeit so stark wie die Gewinnung von Schiefergas und Schieferöl mit Hilfe von Fracking-Verfahren. In ihrem Buch „Schiefergas-Boom in den USA – Technologie-Ökonomie-Umweltaspekte“ untersuchen der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Martin Meyer-Renschhausen und Philipp Klippel anhand der Entwicklungen in Nordamerika, welche Chancen und Risiken Fracking bietet. Die Auswertung zahlreicher Studien und Daten zum Thema gibt einen umfangreichen Überblick über die ökonomischen Zusammenhänge zum Thema Fracking auf internationaler Ebene.
Für die Befürworter von Fracking bietet der Ausbau der
unkonventionellen Gas- und Ölförderung die Chance, den Wettbewerb auf
den Märkten für Öl und Gas zu intensivieren, die Preise zu senken und
durch erhöhte einheimische Produktion die Abhängigkeit von unsicheren
Lieferungen der OPEC und Russlands zu verringern. Die Kritiker betonen
dagegen die Umweltrisiken und sehen in der Ausweitung der fossilen
Energiebasis ein Hemmnis für den Übergang zu erneuerbaren Energien. Als
Übergangstechnologie halten die Autoren Fracking allerdings für
interessant: „Es gibt Berechnungen, die zeigen, dass ein niedriger
Gaspreis die klimapolitisch unerfreuliche Kohle verdrängt“, sagt Prof.
Dr. Martin Meyer-Renschhausen vom Fachbereich Wirtschaft der Hochschule
Darmstadt. Vor diesem Hintergrund sei die von US-Präsident Trump
gewollte Revitalisierung des Kohlebergbaus unwahrscheinlich.
Derzeit konzentriert sich das Fracking fast ausschließlich auf die USA.
Zahllose Studien untersuchen die Potentiale, die Wirtschaftlichkeit der
verschiedenen Gewinnungsverfahren sowie die Umwelteffekte. Die
amerikanische Schiefergasförderung bietet daher ein hervorragendes
Anschauungsobjekt, um die
Technologie, ihre Wirtschaftlichkeit und ihre Folgen abzuschätzen. Das
Buch wertet die aktuellen Studien und Daten aus und leistet einen
Beitrag zur
Einschätzung der längerfristigen energiewirtschaftlichen und
klimapolitischen Bedeutung der Schiefergasgewinnung im internationalen
Rahmen.
Die Technologie werde künftig eine noch stärkere Rolle in der Welt
spielen. Nicht nur, weil die weltweiten Vorkommen ebenso groß seien wie
die konventionellen Gasvorkommen. Sondern auch, weil es sich China zum
Ziel gesetzt habe, stark in Fracking zu investieren. Selbst die zurzeit
niedrigen Öl- und Gaspreise würden Fracking nicht unwirtschaftlich
machen, da die Branche eine enorme technologische Innovationskraft
aufweise. Auch ohne Förderung in Deutschland profitiere die heimische
Wirtschaft, so Renschhausen: „Das Schreckgespenst der hohen
Energiepreise ist weg. Das wirkt für Verbraucherländer wie Deutschland
wie eine Konjunkturspritze.“ Hierzulande spare man gegenüber den hohen
Energiepreisen von 2008 50 Milliarden Euro jährlich an Energiekosten
ein. Auf der Kehrseite litten Erzeugerländer wie Russland oder
Venezuela. Um Akzeptanz für die Technologie zu schaffen, sei eine
größere Transparenz wichtig. Welche Chemikalien genau mit Wasser und
Sand in den Boden verpresst werden, sollte stets öffentlich gemacht
werden.
Das Buch:
Meyer-Renschhausen, Martin; Klippel, Philipp: Schiefergas-Boom in den
USA – Technologie-Ökonomie-Umweltaspekte. 234 Seiten, Metropolis-Verlag,
Weimar bei Marburg.
Ansprechpartner für die Medien:
Prof. Dr. Martin Meyer-Renschhausen
Hochschule Darmstadt
Fachbereich Wirtschaft
Tel +49 6151 16-38393
E-Mail: martin.meyer-renschhausen@h-da.de